Phantoms denken über Verzicht auf GFL2-Saison nach

Autor: Michael Wiegand

Das Corona-Virus legte seit März wochenlang den kompletten Sportbetrieb lahm. Auch die Teams der Wiesbaden Phantoms waren davon betroffen. Die Cheerleader-Squads konnten im Februar noch an den Hessischen Meisterschaften teilnehmen und sich mit allen Teams für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Die U13 Flaggies spielten alle Partien in der Winterliga, bevor die Saison abgebrochen werden musste.
Die Teams sagten danach ihre Trainingslager ab und für alle fielen Saisonvorbereitung und der -start im April und Mai komplett aus. Bis Anfang Mai war in Hessen kein Trainingsbetrieb möglich. Dank der Freigabe des Landes und eines strengen Hygienekonzeptes trainieren die Mannschaften seit Ende Mai wieder, nun darf sogar in Kleingruppen mit Kontakt trainiert werden. „Von einem richtigen Cheerleader- oder Footballtraining sind die Phantoms aber wie alle anderen Clubs noch weit entfernt“, so die Coaches der Phantoms.
Die meisten Sportarten, die eine jahresübergreifende Saison 2019/2020 spielen, setzten die Saison aus und brachen diese ab. Die Bundesligen im Fußball und Basketball spielen hingegen ohne Zuschauer. Der American Footballverband Deutschland hat ebenfalls schnell reagiert und den Saisonstart erst auf Pfingsten verlegt, um dann in einem weiteren Schritt zusammen mit den Vereinen die Möglichkeit zu schaffen, im Herbst zu spielen. Ende Mai gab es dazu eine Videokonferenz aller 32 GFL- und GFL2-Vereine. Auch die Wiesbaden Phantoms stimmten für eine Verlegung der Saison und die Möglichkeit das gültige Lizenzstatut zu ändern.
„Wir begrüßen, dass unser Verband nicht vorschnell im April das Footballjahr 2020 komplett abgesagt, sondern erst einmal nur ausgesetzt hat“, so der Phantoms-Vorstand. „Über eine Teilnahme an der GFL2-Saison 2020 denken wir, basierend auf dem Beschluss von Ende Mai, jedoch nach wie vor nach und warten entsprechende Entwicklungen in der Planung einer deutlich nach hinten geschobenen Spielzeit noch ab.“
Die Entscheidung, die Entwicklung abzuwarten, wurde im Einvernehmen mit Spielern und Coaches des GFL2-Teams getroffen. „In erster Linie muss an das Spielerwohlgedacht werden und man darf nicht vergessen, dass unsere Spieler keine bezahlten Profis sind! Die angedachte Verschiebung der Saison in den Herbst stellt auch privat gewisse Hindernisse dar – Unsere Spieler und Coaches mussten teilweise bereits im Vorjahr bei ihrem Arbeitgeber Urlaub einreichen und planen normalerweise während der Saison zwischen April und September keinen Urlaub. Entsprechend liegen ihre Urlaube nun genau in jenem Teil des Jahres, in dem nun gespielt werden könnte. Natürlich würde mich eine Nicht-Teilnahme an der geplanten Saison ärgern, aber für den Club und alle Organe, die es betrifft, wäre es nach aktuellem Stand in meinen Augen die beste Entscheidung“, so Defensive Coordinator Oliver Gebhardt.
Ohne einen gut vorbereiteten und personell ausreichend besetzen Kader sei ein Antreten in der Liga den Spielern gegenüber nicht zu verantworten, betont der Vorstand der Phantoms zudem.
Christopher Petry, Athletiktrainer und Spieler des GFL2-Teams, ergänzt: „Wir haben uns seit November auf die Saison 2020 vorbereitet und viel Zeit und Arbeit investiert. Ich persönlich sehe aber derzeit nach Stand der Dinge noch keine vernünftigen Voraussetzungen, um dieses Jahr zu spielen und stehe dem Kurs des Verbandes, auf Biegen und Brechen eine Saison durchsetzen zu wollen, sehr kritisch gegenüber. In den Debatten der vergangenen Wochen hat sich gezeigt, dass die Interessen der Vereine und vor allem die der Spieler zunehmend in den Hintergrund gerückt sind. Ich unterstütze daher die Entscheidung unseres Clubs, sich bei aktueller Sachlage auf keine Spekulationen über eine verkürzte Spielzeit in Herbst und Winter einzulassen und stattdessen optimal vorbereitet in die Saison 2021 zu gehen.“
Durch die Möglichkeit des geplanten ausgesetzten Abstiegs wären die Phantoms 2021 berechtigt, weiterhin in der GFL2 zu spielen. Eine Strafzahlung bei Nichtantreten soll es nach Auskunft des Verbandes ebenfalls nicht geben. Allerdings steht hier die finale Verbandsentscheidung noch aus. „Wir haben nun die Chance, das Team um die jungen Quarterbacks Tom-Emil Meissner und Niklas Woelbert für die kommende Saison aufzubauen.“
„Ein Footballclub muss für seine Mitglieder die Möglichkeit bieten, ihren Sport, für den sie Beiträge zahlen, ausüben zu können. Hier gilt es auch, die entsprechenden Entscheidungen zu treffen. Wirtschaftlich hat der Stillstand den Club schwer getroffen. Ein Teil unserer Partner kommt aus der Gastronomie oder Luftfahrtbranche und musste verständlicher Weise das Engagement einstellen, beziehungsweise unterbrechen.  Geisterspiele in der GFL2 sind keine Option. Das Europaviertel bietet kein Flutlicht und auch das Training ab Oktober ist nur noch eingeschränkt möglich“, führt Phantoms-Vorstand Christian Freund weitere Probleme bei einer Teilnahme an einer deutlich später startenden Saison aus. Normalerweise hätte die Saison Ende April oder Anfang Mai begonnen.
Da Kinder und Jugendliche weniger von Urlaub betroffen sind, ist die Situation in den Jugendteams der Phantoms eine andere. Die U13 Flaggies gehen traditionell im Herbst im U13-Tackleteam auf. Hier wird der nun gerade vom Verband verschickte Lizenzantrag positiv beantwortet und auch für eine erneute Winter Flagfootballliga werden die Phantoms melden, allerdings an der verschobenen Sommersaison nicht teilnehmen. Die U16 würde ebenfalls gerne einige Spiele im Herbst bestreiten und die U19 in der Jugendbundesliga GFL-J ihre Siegesserie fortsetzen. „Sollte es die Entwicklung der Pandemie also zulassen, wird es hochklassigen Jugendfootball in Wiesbaden in diesem Jahr noch geben“, freut sich Freund.
Auch die Allstars planen Deutschlands ältestes Flagfootballturnier, den „Rhein-Main Bowl“, für Anfang September. Immerhin dürfen seit dem 11. Juni zehn Personen auf einem Feld im Wettkampf spielen. Damit wären die 5er Ligen die Ersten im richtigen Sportbetrieb.
Die Deutsche Meisterschaft der Cheerleader war von Mai in den September verlegt worden und ist nun erst einmal vom AFVD mit der Begründung, dass die meisten Cheerleader Squads noch nicht komplett trainieren können, abgesagt worden. Ob die Meisterschaft noch einmal verlegt wird oder ausfällt, prüft der Verband, da sich dadurch der Wettkampfkalender 2021 verschiebt. Entsprechend beginnen bei den sechs verschiedenen Cheerleader Teams der Phantoms nun die Vorbereitungen auf das Wettkampfjahr 2021.
„Alle Entscheidungen basieren auf dem gesetzlich möglichen Rahmen, mit dem Blick auf die Gesundheit der Sportler, in Ab- und Rücksprache mit den Eltern und zum Wohle des Clubs“, unterstreicht der Vorstand abschließend. „Unsere aktuellen Angebote sind freiwillig. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, den faszinierenden Sport American Football kennen zu lernen und die Phantoms für eine positive Zukunft zu verstärken. Wir suchen Helfer, Trainer und Spieler für alle Mannschaften.“

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