Kinder beim Erwachsenwerden unterstützen

Autor: Michael Wiegand

Wie ist der Stand der Vorbereitung der U16?
Wir sind im Gegensatz zu den Jahren zuvor später in die Vorbereitungen gestartet. Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass wir im Verlauf der Vorbereitung schon auf einem hohen Niveau sind. Erklären kann man dies aufgrund der kontinuierlichen Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen in den Jahren zuvor. Ein großer Teil der Mannschaft war in der Vorsaison und in der Saison davor schon ein Bestandteil der U16. Neue Spieler werden schnell integriert und Sportart-Fremde auch vernünftig ausgebildet.
Welches Saisonziel hast Du ausgegeben?
Unser Ziel ist es wieder Hessenmeister zu werden. Dabei wird es schwer, an das Vorjahr anzuschließen, als wir es geschafft haben, keine Gegenpunkte zu bekommen.
Welches sind in Deinen Augen die härtesten Gegner?
Als Head Coach und Offensive Coordinator der U16 ist mein härtester Gegner die Defensive meines eigenen Teams. Dies liegt sicherlich daran, dass die Jungs sich sehr gut kennen und die Spielzüge bereits vorher sehen. Im Grunde ist die Liga mit Talenten gespickt. Gefährlich kann jeder Gegner werden. Es ist im Jugendbereich extrem schwer, die Gegner im Vorfeld einzuschätzen. Es gibt einige gute Trainer in anderen Vereinen, die sicher die Mannschaften gut vorbereiten. So wie wir es auch tun. Deshalb betrachten wir alle Gegner als harte Gegner.
Wie muss man sich die Arbeit eines HC mit Jugendlichen vorstellen?
Im Grunde starten wir jedes Jahr mit einem neuen Kader. Wobei wir es geschafft haben, die U13 im Training mit der U16 zu integrieren. So bekommen die ganz Kleinen den Ablauf der U16 frühzeitig mit. Der Einsatz der Jahrgänge ist immer beschränkt, so ist es immer nötig, den alten Jahrgang zur ersetzen und die jüngere auf die neue Aufgabe vorzubereiten. So ist es, dass genau die, die im letzten Jahr die Leistungsträger waren, meist alle in die U19 weitergewandert sind. Und neue Leistungsträger müssen sie ersetzen. So hat man quasi alle drei Jahre ein komplett neues Team.
Worin liegen die Unterschiede zur Arbeit eines HC im Erwachsenenbereich?
Ich bin seit etwa 2004 Jugendcoach, ich hatte nur eine Saison Gelegenheit, in der 2. Herren-Mannschaft die Quarterbacks zu coachen. Somit ist das sicher zu wenig, um objektiv zu urteilen. Allerdings verlassen junge Spieler das Team aufgrund ihres Alters und Eltern wechseln wie auch Spieler, die sich neu orientieren wollen. Wobei man allerdings über einen längeren Zeitraum über einen kleinen harten Kern der Spieler verfügen kann. Dies ist sicherlich im Jugendbereich nicht gegeben.
Gibt es zusätzliche Aufgaben oder fallen gewisse Aufgaben im Vergleich zum Aktivenbereich weg?
Sicher gibt es Aufgaben, die ähnlich sind, jedoch vom Leistungsniveau her ist die Arbeit mit Erwachsenen wesentlich zeitintensiver. So sichten die Coaches der Erwachsenen Mannschaften viel mehr in Videomaterial und bereiten die Mannschaft viel intensiver auf den nächsten Gegner vor. Diese intensive Arbeit beginnt ab der U19. Aber bei den Herren wird die Arbeit um einiges intensiver. Werkzeuge wie Hudl benutzen wir ab der U16. Dafür haben wir in der U16 mehr an sozialen Aufgaben. Besonders im Bereich Schule mit Nachhilfe, Hausaufgabenunterstützung und Konfliktlösung, Elternhaus und soziales Umfeld uns so weiter… Spielerbindung an den Verein, medizinische Betreuung und Beratung. Hilfestellung bei Arztbesuche bis hin zur OP-Vermittlung oder Vermittlung zu Diagnostik nach Verletzung oder Erkrankung jeglicher Art.
Inwieweit fließt Deine Erfahrung als Spieler in Deine Arbeit als HC ein?
Es gibt sehr viele Punkte in Situationen, in denen meine Spielerfahrung meine Position als Head Coach natürlich beeinflusst. Muss man abwägen, dass heute ein anderes Spiel gespielt wird als zu meiner Zeit. So ist Training in Amerika ein ganz anderes als hier in Deutschland. Allerdings ist die Trainingsqualität der U19 sowie der Herrenmannschaft schon auf einem sehr hohen Niveau. So fließt meine Erfahrung als Spieler sowie als Trainer schon mit ein. Das, was ich als Trainer bei den Phantoms gelernt habe, ist glaube ich, wesentlich entscheidender für meine Entscheidungen.
Kannst Du Deine „eigene“ Position dadurch besser coachen?
Ich habe bei den Phantoms festgestellt, dass meine Position durch die Position-Coaches der U16, U19 und Herrenmannschaften besser gecoacht werden als ich das kann. So coache ich die Position, die ich selbst als Jugendlicher gelernt habe und nicht die Position auf der ich meine Karriere beendet und am meisten gespielt habe.
Was gibst Du jungen Spielern generell mit auf den Weg?
Ich betrachte meine Hauptaufgabe darin, die soziale Kompetenz der Spieler zu steigern, die Spieler an den Verein zu binden sowie eine altersbedingte Football-Ausbildung zu gewährleisten. So binden wir die Spieler der U13, die ihren ersten Kontakt in diesem Sport haben, in die U16 mit ein. Die älteren Spieler der U16 lernen die Jüngeren mitzuziehen, und werden selbst auf das hohe Niveau der U19 vorbereitet. Summa summarum ist es das Ziel, die Kinder beim Erwachsenwerden zu unterstützen und mit zu entwickeln und natürlich so viele Spieler wie möglich bei den Herren spielen zu sehen.